Kfz-Ausbildung Azubi-Zahlen erholen sich – aber nicht überall
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Während viele Kfz-Betriebe Lehrstellen gut besetzen konnten, zeigt sich bei anderen Frust. Wir haben uns bei Landesinnungsverbänden umgehört, welchen Zuspruch die Betriebe 2022 von Azubis erfahren haben. Die einen sind optimistisch, die anderen kritisieren die Bewerberqualität.

Der Fachkräftemangel ist auch im Kfz-Gewerbe längst angekommen. Die Kunden spüren das an längeren Wartezeiten. Zwar haben Autohäuser und Kfz-Werkstätten in den Jahren vor Corona oftmals noch knapp über den Bedarf ausgebildet. Die Pandemie änderte aber einiges.
Auch wenn sich aktuell stellenweise Erholungstendenzen abzeichnen, herrscht in den meisten Kfz-Innungen und Landesverbänden Unzufriedenheit über die Entwicklung auf dem Ausbildungsmarkt des Kfz-Gewerbes. Damit steht die Branche nicht allein dar.
Denn 2020 sank die Zahl aller neu abgeschlossenen dualen Ausbildungsverträge in Deutschland im Durchschnitt um fast zehn Prozent. Dieses Rekordtief konnte auch 2021 nicht aufgeholt werden: Die Zahl aller neuen Ausbildungsverträge stieg um nur 0,6 Prozent auf 466.200 an, insgesamt befanden sich Ende 2021 deutschlandweit 1.255.400 Personen in einer dualen Berufsausbildung. Das waren drei Prozent weniger als ein Jahr zuvor, meldete das Statistische Bundesamt.
Da lief es im abgeschlossenen Ausbildungsjahr für das Kfz-Gewerbe sogar noch vergleichsweise gut: In der Branche erholte sich die Gesamtzahl der aktuellen Kfz-Mechatroniker-Azubis 2021 um drei Prozent, bei den Automobilkaufleuten waren es sogar gut zehn Prozent. Insgesamt bildet das Kfz-Gewerbe rund 90.600 junge Menschen in technischen und kaufmännischen Berufen aus. Trotzdem berichten viele Betriebe von einer angespannten Lage, was die Bewerbersuche betrifft.
Wie das Jahr 2022 ausfällt, ist noch offen. Erste offizielle Zahlen liegen ab Oktober vor, wenn die Befragungen durch die Handwerkskammern abgeschlossen sind. Und auch danach kann sich das Bild der Situation noch ändern. Die meisten neuen Auszubildenden dürften aber gestartet sein und wurden in ihren Betrieben zum 1. August und 1. September begrüßt.
Geeignete Bewerber für die angebotenen Ausbildungsstellen zu finden, gestaltete sich in diesem Jahr für viele Betriebe insgesamt schwieriger und aufwendiger. Wie auch in anderen Branchen hat die Pandemie auch im Kfz-Gewerbe ihre Spuren hinterlassen und beschleunigte auch hier stark den Trend langfristig sinkender Ausbildungszahlen.
Schwieriges Recruiting: Bewerber fehlen
2021 stieg zwar die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge wieder leicht an. Bei den Autokaufleuten ermittelte das Bundesinstitut für Berufsbildung (BiBB) im vergangenen Jahr sogar einen Zuwachs von mehr als zehn Prozent und bei den Kfz-Mechatronikern fast fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Von den Steigerungswerten aus dem Jahr 2019 ist das Kfz-Gewerbe aber nach wie vor weit entfernt. Als Gründe gelten nicht allein die Folgen der Pandemie, die erschwerten, dass Bewerber und Ausbildungsbetriebe zueinander fanden. Der Markt an sich hat sich stark verändert; es gibt deutlich weniger Bewerber als Ausbildungsangebote.
Nicht die Bewerber müssen nun nach Ausbildungsplätzen suchen, sondern die Betriebe nach geeigneten Bewerbern. Darauf weist die ZDK-Abteilung Berufsbildung regelmäßig hin: „Junge Menschen können sich heute aussuchen, was sie machen können. Auch wenn im Vergleich zu anderen Gewerken das Kfz-Gewerbe von dieser Entwicklung nicht ganz so stark betroffen ist, bedeutet das für unsere Ausbildungsbetriebe, dass sie sich aktiv auf die Suche machen müssen. Sie müssen als Betrieb aus der Konkurrenz herausstechen und für die Auszubildenden sichtbar werden“, sagt Geschäftsführerin Birgit Behrens. Das sei für viele Betriebe neu und erfordere mehr Zeit und Mühe.
Das zeigt auch eine aktuelle Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) zur Ausbildungssituation. Inzwischen blieben vier von zehn Ausbildungsplätze unbesetzt. Dabei seien die Anstrengungen der Unternehmen auf der Suche nach geeigneten Bewerbern noch nie so groß gewesen wie heute.
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