KBA-Neuzulassungsstatistik Goldener Dezember rettet Autojahr 2022

Von Johannes Büttner Lesedauer: 4 min |

Elf Monate lang sah es nach einem trüben Neuwagen-Jahr 2022 aus. Doch zum Jahresende wendete sich das Blatt. Ein positiver Trend für 2023 lässt sich daraus aber nicht ableiten.

Damit hatten Branchenbeobachter in den vergangenen Monaten kaum gerechnet: Der deutsche Pkw-Markt hat das Jahr 2022 mit einem leichten Plus abgeschlossen. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) vermeldete 2,65 Millionen Neuzulassungen; das sind 1,1 Prozent mehr als im Vorjahr.

Zurückzuführen ist das immerhin leicht positive Ergebnis in erster Linie auf den letzten Monat des Jahres: 314.318 Pkw kamen im Dezember laut KBA neu auf die Straßen – sage und schreibe 38 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Verantwortlich für diesen Dezember-Boom war nach übereinstimmender Expertenansicht die Reduzierung beziehungsweise Abschaffung der staatlichen Förderung für E-Autos und Plug-in-Hybride im neuen Jahr. Da zogen offensichtlich viele Kunden ihren Fahrzeugkauf vor.

Besonders positiv entwickelte sich das Privatkundengeschäft, das um 4,9 Prozent zulegte. Uneinheitlich präsentierte sich der gewerbliche Markt: Während Firmenkunden nach Erkenntnis der Marktanalysten von Dataforce 10,5 Prozent mehr Neuwagen kauften, verzichteten Hersteller und Händler weitgehend auf Eigenzulassungen. Auch die Autovermieter brachten weniger Pkw neu auf die Straße. Unter dem Strich bedeutete das für den gewerblichen Markt ein Minus von 0,9 Prozent.

Beliebtestes Segment waren einmal mehr die SUVs. Mit einem Marktanteil von 29,3 Prozent konnten sie die nachfolgende Kompaktklasse (15,9 %) sowie die Kleinwagen, Geländewagen und die Mittelklasse weit distanzieren. Am deutlichsten zugelegt haben die Großraum-Vans, allerdings auf niedrigem Niveau. Trotz eines Wachstums um 26,9 Prozent erreichten sie nur einen Marktanteil von 2,2 Prozent.

Gewinner und Verlierer

Wie haben sich die einzelnen Hersteller entwickelt? Eine detaillierte, fortlaufend aktualisierte Übersicht mit Filtermöglichkeiten finden Sie bei unseren Kollegen von kfz-betrieb.de. Deshalb hier nur ein kurzer Überblick:

Großer Gewinner unter den deutschen Marken war Audi. Die Ingolstädter legten um 17,3 Prozent zu und verzeichneten damit als einziger deutscher Hersteller ein zweistelliges Plus. Nach oben wies der Pfeil auch bei Mercedes (+8,3 %), Ford (+3,9 %) und Porsche (+1,3 %). Die anderen deutschen Marken präsentierten sich 2022 rückläufig, am deutlichsten Smart mit -49,3 Prozent. Auch für Opel (-10,7 %), Mini (-6,5 %) und BMW (-5,7 %) ging es abwärts. VW musste einen leichten Rückgang verzeichnen (-1,8 %), blieb mit einem Anteil von 18,1 Prozent aber weiterhin unangefochtener Marktführer.

Sehr unterschiedlich fielen die Jahresergebnisse 2022 der Importmarken aus. Während Polestar (+166,4 %), DS (+91,2 %), Tesla (+76,2 %), Dacia (+49,7 %), Jeep (+27,3 %), Alfa Romeo (+22,3 %) und Kia (+15,6 %) deutliche Zuwächse aufwiesen, zeigten sich bei Suzuki (-43,1 %), Jaguar (-25,0 %), Renault (-24,6 %), Subaru (-20,3 %), Volvo (-16,1 %), Peugeot (-14,1 %), Citroën (-14,0 %) und Lexus (-11,9 %) Rückgänge im zweistelligen Bereich. Die Importmarken wurden in der Jahresbilanz von Skoda mit einem Anteil von 5,4 Prozent angeführt, gefolgt von Seat (4,2 %) und Hyundai (4,0 %).

Das meistverkaufte Fahrzeugmodell war wie seit Jahrzehnten der VW Golf. Doch gemessen an der eigenen Erfolgsgeschichte hat der Klassiker inzwischen deutlich an Boden verloren. 84.282 Einheiten registrierte das KBA für das vergangene Jahr. 2021 waren es noch 91.621 gewesen, ein Jahr zuvor waren es 136.324. 2019 fuhr der Golf mit 204.550 Einheiten noch ganz weit vor der Konkurrenz.

Auch das weitere Treppchen der meistverkauften Autos 2022 blieb wie schon im vergangenen Jahr in VW-Hand. Auf dem zweiten Rang verdrängte allerdings der Tiguan (59.136 Einheiten) seinen kleineren Markenbruder T-Roc, der mit 58.942 Neuzulassungen nur knapp dahinter rangierte. Es folgten der Fiat 500 und der Opel Corsa.

Erstmals schaffte es im vergangenen Jahr mit dem Tesla Model Y ein dezidiertes Elektroauto in die deutschen Pkw-Top-Ten. Das KBA verbuchte für den US-Amerikaner 35.426 Neuzulassungen. Das reichte hinter Mini, VW Passat, Ford Kuga und BMW 3er für den zehnten Rang.

Alternatives Wachstum

Damit steht das Model Y symbolisch für die zunehmende Elektrifizierung der Neuwagen. Während der Anteil benzinbetriebener Pkw bei 32,6 Prozent lag und damit ebenso deutlich unter dem Vorjahresniveau lag wie der Diesel (Marktanteil 17,8 Prozent), schlossen fast alle alternativen Antriebsarten das Jahr 2022 mit positiven Vorzeichen ab: Hybridangetriebene Pkw (+9,6 %) erreichten einen Anteil von 31,2 Prozent, darunter bildeten 362.093 Plug-in-Hybride (+11,3 %) einen Anteil von 13,7 Prozent. Batterie-elektrische Pkw wiesen mit einem Anteil von 17,7 Prozent eine Steigerung von 32,2 Prozent auf.

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Auch flüssiggasbetriebene Pkw legten auf niedrigem Niveau deutlich zu (+48,3 %, Marktanteil 0,6 %). Einzig der Erdgasantrieb verlor über 50 Prozent und spielt mit einem Anteil von 0,1 Prozent auf dem deutschen Pkw-Markt fast keine Rolle mehr.

Insgesamt entfiel fast die Hälfte (49,6 %) aller Neuzulassungen auf alternative Antriebe; bei manchen Marken war die Quote sogar noch deutlich höher.So erreichte Audi im Jahresverlauf 2022 innerhalb seiner Neuwagenflotte einen Anteil von 70,1 Prozent und damit den Spitzenwert der deutschen Hersteller. BMW folgte mit 66,4 Prozent.

Auch mehr als die Hälfte aller Neuwagen von Ford (52,1 %) und Mercedes (51,8 %) waren mit einem alternativen Antrieb ausgestattet, bei Mini waren es mehr als ein Drittel (35,8 %). Opel erreichte zwar nur einen Anteil von 26,4 Prozent, das bedeutete aber immerhin einen deutlichen Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr. Porsche (29,5 %) und VW (21,8 %) bewegten sich auf einem ähnlichen Niveau wie die deutsche Stellantis-Tochter. Allerdings bedeuteten für sie diese Quoten einen Rückgang gegenüber dem Vorjahr.

Einige Importeure verkaufen fast nur noch Fahrzeuge mit alternativem Antrieb, so zum Beispiel Suzuki (99,9 %), Honda (96,7 %), Volvo (94,5 %) und Lexus (92,5 %). Unter den großen Importmarken sticht Hyundai mit einem Anteil von 67,3 Prozent heraus. Seat kommt immerhin auf 39,8 Prozent, Konzernschwester Skoda dagegen nur auf 16,7 Prozent.

Den höchsten Anteil an batterieelektrischen Fahrzeugen – nämlich nicht zu toppende 100 Prozent – auf dem deutschen Markt verzeichneten 2022 Tesla und Smart. Auch Polestar (99,7 %) war fast nur batterieelektrisch unterwegs. In absoluten Zahlen führte Tesla das Feld mit 69.963 Einheiten an, gefolgt von VW mit 63.206 batteriegetriebenen Pkw.

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