Meisterkurse in Indonesien Autos werden ausgeschlachtet statt repariert
In Indonesien können Autos aus Deutschland nicht immer repariert werden. Das soll sich mit einem Kooperationsprojekt von Indonesien, dem ZDK und der Handwerkskammer Koblenz ändern. Für die einjährige Ausbildung zum abgespeckten Kfz-Meister interessieren sich nun auch Niederlassungen in den USA.

Wenn in Indonesien Händler Autos deutscher Hersteller verkaufen und Servicebetriebe diese warten und reparieren, ist deutsches Know-how nötig. Doch das ist kaum vorhanden. Denn ein Berufsausbildungssystem, das mit dem deutschen vergleichbar wäre, gibt es in Indonesien nicht. Ebenso wenig wie einen Handwerksmeister für Kfz-Mechatronik.
Das soll sich ändern: Der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) führt gemeinsam mit der Handwerkskammer Koblenz einjährige Vollzeit-Kfz-Meisterkurse durch, die dann im Beisein des ZDK und Prüfern der Handwerkskammer Koblenz abgenommen werden. „Die sind natürlich im Vergleich zu unseren Meisterkursen abgespeckt und auf das indonesische Berufsbildungssystem angepasst, entsprechen aber unserer Meisterprüfungsphilosophie“, sagt Joachim Syha aus der ZDK-Abteilung Berufsbildung.
Niederlassungen deutscher Hersteller baten um Hilfe
Zum Hintergrund: Seit 2019 betreut Syha das ZDK-Projekt Bildungstransfer, wie er es nennt. Die Anfrage zu dem ungewöhnlichen Projekt erhielt der Zentralverband Anfang 2019 von der deutsch-indonesischen Handelskammer. Sie reagierte damit auf den Wunsch der Niederlassungen deutscher Hersteller: Diese benötigen Fachkräfte, die an deutschen Fabrikaten arbeiten können.
Weil es daran oft haperte, war das Image der deutschen Autos in Indonesien eher schlecht. „Es kommt vor, dass wegen fehlender Fachkenntnisse Fahrzeuge am Ende ausgeschlachtet statt repariert werden“, so Syha. Weil der Zentralverband in Deutschland für die Aus- und Weiterbildungsinhalte der Kfz-Mechatroniker zuständig ist, ist er Ansprechpartner für Indonesien und die Autoindustrie.
Ganz neu war dem ZDK das Anliegen nicht: Ein ähnliches Projekt hat er bereits mit Israel durchgeführt. Auch damals ging es in erster Linie darum, Ausbilder und Trainer an den deutschen Standard angepasst zu schulen.
Um das Niveau der Fachkräfte der Autobetriebe in Indonesien zu heben, setzen der ZDK und die HWK Koblenz in ihrem Gemeinschaftsprojekt an der Meisterschulung an. Zunächst nahmen drei Ausbilder aus Jakarta als Beobachter an einer Kfz-Meisterprüfung in Koblenz teil, darunter einer, der bereits in Deutschland seine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker absolviert hatte. In Onlinekursen paukten sie nicht nur Deutsch, sondern auch Teile der Inhalte zur deutschen Meisterprüfung, die an die indonesischen Regularien angepasst wurden.
„Die Meisterprüfung ist also nicht dieselbe und in Deutschland auch nicht anerkannt, denn nicht alle Inhalte können wir so vermitteln“, sagt Syha. Teil 1 der praktischen Prüfung sei aber fast identisch und beinhalte die Abwicklung eines Kundenauftrags. Im Teil 4 gehe es um die Eignung als Ausbilder, was schließlich das Ziel des Projekts sei. Wenn Meister in den Betrieben arbeiten, können sie ihr Fachwissen an andere weitergeben, so Syha.
Neben Ehrgeiz braucht es auch Geld
Die Vorbildung in den indonesischen Autobetrieben ist laut Syha sehr unterschiedlich, da die Berufsausbildung nicht ansatzweise so reguliert sei wie in Deutschland. Einige Kfz-Kräfte verfügen über einen Bachelor in Kfz-Technik, andere haben ihren Beruf mit Learning by Doing erlernt.
Wer in Indonesien den deutschen Meisterkurs absolvieren will, muss über Geld verfügen. Denn der einjährige Meisterkurs in Vollzeit kostet rund 20.000 Euro. Durchgeführt wird er von einem Institut in Jakarta, einer Schulungsstätte der deutsch-indonesischen Handelskammer.
Inzwischen läuft der dritte Kurs, diesmal mit elf Teilnehmern. Die Abschlussprüfung nehmen Prüfer der Handwerkskammer vor Ort ab. Der ZDK-Referent Syha war bislang pandemiebedingt immer nur online dabei. „Das ist aber kein Problem: Ich verfüge über fünf Kameras, die ich auch schwenken kann“, sagt Syha.
Von den Ergebnissen der Prüfung zeigt sich Syha beeindruckt: Die Teilnehmer hätten sich gut vorbereitet und gute Leistungen erbracht. Die frischgebackenen indonesischen Kfz-Meister müssen auch nicht lange nach einem Job suchen. Sie würden von Autohändlern mit deutschen Fabrikaten mit Kusshand genommen, so Syha.
Profitiert davon auch das deutsche Kfz-Handwerk? „Letztendlich haben wir alle etwas davon, wenn so das Image deutscher Autos und Autoberufe stark verbessert wird“, resümiert Syha. Auch finanziell profitiere der ZDK von dem Projekt. Jüngst sei eine Außenhandelskammer in den USA aufmerksam geworden. „Uns hat gerade eine Anfrage aus Pittsburgh erreicht, ob wir auch dort für Niederlassungen deutscher Autohersteller Meisterkurse anbieten können“, so Syha.
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