Studie Azubi-Recruiting Trends 2023 Es fehlt an Berufsorientierung

Von Johannes Büttner Lesedauer: 3 min

Der demographische Wandel ist schuld daran, dass immer mehr Ausbildungsplätze unbesetzt sind – so weit so bekannt. Und so unvollständig: Die Studie „Azubi-Recruiting-Trends 2023“ zeigt nämlich, dass nach Einschätzung von Schülern und Ausbildern andere Faktoren mindestens genauso wichtig sind.

Ausbildungsplätze lassen sich immer schwerer besetzen. Warum ist das so?
Ausbildungsplätze lassen sich immer schwerer besetzen. Warum ist das so?
(Bild: Voss – Promotor)

Immer mehr Ausbildungsstellen in Deutschland bleiben unbesetzt. Als alles entscheidender Grund dafür wird Mantra-artig der demographische Wandel angeführt. Aus Sicht der Betroffenen spielt dieser allerdings nur eine nachrangige Rolle. Lediglich 13 Prozent der Azubis sowie ein Viertel der Ausbildungsverantwortlichen in den Betrieben identifizieren diesen kaum veränderbaren Umstand als ausschlaggebenden Punkt.

Das besagt die Studie „Azubi-Recruiting Trends 2023“ von U-Form Testsysteme. An der jährlich durchgeführten Onlinebefragung zu den Themen Azubi-Marketing und -Recruiting nahmen diesmal über 4.000 Azubis, Schülerinnen und Schüler sowie mehr als 1.600 Ausbildungsverantwortliche teil. Interessierte können die vollständige Studie über die Seite von U-Form kostenlos anfordern.

Vom Angebot erschlagen

Fast die Hälfte der Befragten (49 % der Azubis und 45 % der Ausbildungsverantwortlichen) bezeichnet die mangelnde Berufsorientierung als ein großes Problem. Felicia Ullrich, die seit vielen Jahren die Studie betreut, bestätigt diesen Eindruck. Allein schon die schiere Menge von aktuell 324 Ausbildungsberufen sorge bei immer mehr Jugendlichen für Desorientierung. Während der Coronapandemie habe die Berufsorientierung dann noch zusätzlich gelitten, weil entsprechende Präsenzangebote weggefallen sind.

Entsprechend können nur wenige Jugendliche realistisch einschätzen, welche Berufsbilder es tatsächlich gibt. Rund drei Viertel der befragten Schüler und Azubis glauben zum Beispiel, es gebe eine Ausbildung zum „Persönlichen Gesundheitsassistenten“ oder zum „E-Sportler“. Beide Angebote existieren allerdings – zumindest bis jetzt – nicht.

Fehlende Eignung

Nur ein Problem ist aus Sicht der Ausbildungsverantwortlichen noch drängender als die fehlende Berufsorientierung, nämlich die „fehlende Eignung“ der Jugendlichen. 54 Prozent der Befragten nennen dies als Ursache dafür, dass sie ihre Ausbildungsstellen nicht besetzen können.

Allerdings schöpfen die Betriebe laut Felicia Ullrich selbst auch noch lange nicht alle Werkzeuge ein, um die Potenziale der jungen Leute zu erkennen. Nur eine Minderheit der Ausbildungsbetriebe setze bei den Auswahlgesprächen eignungsdiagnostische Standards wie ein einheitliches Fragenset, ein schriftlich definiertes Anforderungsprofil als Grundlage oder einen Auswertungsbogen ein.

Die häufig beklagte „Anspruchshaltung der jungen Generation“ haben im Vergleich dazu nur rund ein Drittel der Ausbildungsbetriebe als ein Problem ausgemacht. Die Jugendlichen sehen ihre Altersgenossen da kritischer: 40 Prozent der Schüler und Azubis nennen diesen Faktor als Ursache.

Du oder Sie?

Traditionell befasst sich die Studie außerdem mit dem Azubi-Marketing. In diesem Jahr ging es unter anderem um die Frage, wie Jugendliche auf Karriereseiten und in Stellenanzeigen angesprochen werden möchten. Die Antwort: 55 Prozent bevorzugen aktuell das „Du“, 10 Prozent das „Sie“, dem Rest ist es egal. 62 Prozent würden nach eigenen Angaben lieber in einem Unternehmen arbeiten, in dem sich Mitarbeitende duzen.

Standard ist das „Du“ in Social Media. Doch wie wichtig sind die Netzwerke überhaupt bei der Bewerbersuche? Zwar nutzen nur 11 Prozent der Befragten Social Media gezielt für die Suche nach einem Ausbildungsplatz, doch immerhin weitere 40 Prozent können als „Passivsucher“ bezeichnet werden: Erhalten sie ein entsprechendes Angebot, schauen sie es sich an, sie suchen jedoch nicht aktiv.

Von denjenigen Azubi-Bewerbenden, die Social Media gezielt nutzen, informieren sich 52 Prozent „häufig“ oder „sehr häufig“ auf Instagram. TikTok kommt auf 28,4 Prozent. Die Betriebe sind da aktiver: Stolze 88 Prozent nutzen eigenen Angaben zufolge zum Beispiel Instagram.

Übrigens: Speziell für die Bedürfnisse von Autohäusern und Kfz-Werkstätten hat die Initiative Autoberufe – Zukunft durch Mobilität einen kostenlosen digitalen Werkzugkasten für das rekrutieren neuer Auszubildender zusammengestellt.

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