Verbleibstudie über Kfz-Mechatroniker Viele Azubis sind sich kurz vor Ausbildungsende über ihre Zukunft unklar

Von Doris Pfaff Lesedauer: 3 min

Fehlende Rückmeldung vom Betrieb, befristete Arbeitsverträge und die Unsicherheit, wie es nach der Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker weitergeht: Die Verbleibstudie des ZDK zeigt, dass Kfz-Betriebe längst noch nicht alles geben, um ihre selbst ausgebildeten Fachkräfte zu halten.

Eine angehende Kfz-Mechatronikerin prüft Fahrzeugfunktionen. Nach der Ausbildung wissen laut der ZDK-Verbleibstudie immer noch viele junge Fachkräfte nicht, wohin ihre berufliche Reise geht.
Eine angehende Kfz-Mechatronikerin prüft Fahrzeugfunktionen. Nach der Ausbildung wissen laut der ZDK-Verbleibstudie immer noch viele junge Fachkräfte nicht, wohin ihre berufliche Reise geht.
(Bild: ProMotor)

Wohin zieht es Kfz-Mechatronikerinnen und Kfz-Mechatroniker, die gerade ihre Gesellenprüfung absolviert haben? Das will der ZDK mit der Verbleibstudie 2023 herausfinden. Das Ergebnis zeigt, dass die jungen Leute immer unzufriedener werden. Viele wissen wenige Tage vor Ausbildungsende immer noch nicht, wie ihre berufliche Reise weitergeht.

Die Studie führt der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) alle fünf Jahre unter den Auszubildenden durch, die kurz vor Abschluss ihrer Gesellenprüfung als Kfz-Mechatroniker stehen. Mithilfe eines Dienstleisters befragte der ZDK Anfang des Jahres deutschlandweit über die Landesverbände und Innungen die angehenden Gesellen zu ihren beruflichen Plänen. Das geschah schriftlich – nur wenige Stunden vor ihrer praktischen Prüfung.

Nur gut die Hälfte bleibt im Betrieb

Das Ergebnis: Unsicherheit und Unzufriedenheit der jungen Leute haben verglichen mit der vergangenen Befragung von 2018 zugenommen. Ein triftiger Grund dafür: Ein wachsender Anteil der Azubis weiß selbst wenige Tage vor Abschluss der Ausbildung noch nicht, wie es beruflich weiter gehen soll. In Zahlen: 2018 hingen knapp 11 Prozent in der Luft, 2023 sind es bereits 15 Prozent.

In die Verbleibstudie flossen die Antworten von insgesamt 6.581 Auszubildenden ein, die Stichprobe ist also aussagekräftig. Gut die Hälfte von ihnen (54 Prozent) gaben an, nach Abschluss der Prüfung als Geselle in ihrem Ausbildungsbetrieb zu bleiben. 2018 lag die Zahl noch um einen Prozentpunkt höher. Knapp 29 Prozent der Befragten gaben in diesem Jahr an, nicht im Ausbildungsbetrieb zu bleiben (2018: 33 Prozent). Der Rest wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, wie es weitergeht – die Gründe dafür wurden in der Studie jedoch nicht abgefragt. Möglicherweise fehlte noch eine endgültige Zusage des Arbeitgebers, vielleicht lagen persönliche Motive vor.

Bekannt ist dagegen, wohin das knappe Drittel wechselt, das seinen Ausbildungsbetrieb verlässt: Knapp 48 Prozent dieses Anteils gingen in einen anderen Kfz-Betrieb, 2018 waren das 41 Prozent gewesen. Zwölf Prozent gaben an, die Branche zu wechseln und in den öffentlichen Dienst (Polizei oder Feuerwehr) zu gehen, drei Prozent wollen in die Autoindustrie. Weitere 17 Prozent streben eine Weiterbildung an, 6 Prozent wollen studieren und fast 35 Prozent kreuzten „Sonstiges“ an.

Von den jungen Fachkräften, die in ihrem Betrieb bleiben, erhielten 40 Prozent außerdem nur einen befristeten Arbeitsvertrag. Hier ist eine gute Entwicklung sichtbar: 2018 hatten noch 55 Prozent der angehenden Gesellen angegeben, ihr Ausbildungsbetrieb werde sie nur befristet weiterbeschäftigen.

Für Birgit Behrens, Geschäftsführerin der ZDK-Abteilung Berufsbildung, sind die Zahlen aber insgesamt problematisch, insbesondere angesichts der aktuellen Lage auf dem Arbeitsmarkt. Sie sieht jedoch auch Gutes: „Positiv ist auf jeden Fall zu werten, dass die Betriebe ihren neuen Gesellen deutlich mehr unbefristete Verträge geben als noch in 2018.“ Das zeige, dass die Unternehmen sehr wohl auf die angespannte Arbeitsmarktsituation und den Mangel an Fachkräften reagierten.

Nochmal kleine Studie schon im Winter

„Auf der anderen Seite zeigt die Studie aber auch, dass die jungen Leute tendenziell unzufriedener sind“, sagt Behrens. Dafür spreche der gestiegene Anteil der Gesellen, die nicht in ihrem Ausbildungsbetrieb blieben, sowie der wachsende Teil der Unentschlossenen. „Wenn 15 Prozent der Befragten kurz vor Ausbildungsende angeben, dass sie noch nicht wissen, was sie hinterher tun, ist das für unsere Branche zu viel.“

Birgit Behrens, Geschäftsführerin der ZDK-Abteilung Berufsbildung, will den Gründen nachgehen, warum junge Gesellen nach der Ausbildung die Branche verlassen.
Birgit Behrens, Geschäftsführerin der ZDK-Abteilung Berufsbildung, will den Gründen nachgehen, warum junge Gesellen nach der Ausbildung die Branche verlassen.
(Bild: ProMotor)

Die Geschäftsführerin der ZDK-Abteilung Berufsbildung will deshalb genauer wissen, warum junge Gesellen nach der Ausbildung die Branche verlassen. Da gelte es nachzufassen und den Gründen für die hohe Zahl derjenigen nachzugehen, die „Sonstiges“ angekreuzt haben und noch nicht wussten, ob sie den Betrieb verlassen werden. „Das sollten wir unbedingt herausfinden. Deshalb warten wir nicht fünf Jahre mit einer erneuten Befragung, sondern legen mit einer veränderten Befragung im kommenden Winter nach.“

Die kleinere Befragung wird vor der Winterprüfung der Kfz-Mechatroniker abgehalten. Ziel ist es, herauszufinden, welche sonstigen beruflichen Pläne die jungen Leute haben. Behrens: „Nur so können wir für die Betriebe ableiten, wie sie als Arbeitgeber reagieren können. Schließlich sind das alles junge Fachkräfte, die die Branche ausgebildet hat. Wir können es uns in dieser Situation nicht leisten, auf sie zu verzichten.“

In den Betrieben des Kfz-Gewerbes starteten im Ausbildungsjahr 2022 insgesamt 21.650 junge Frauen und Männer ihre Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker.

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