Autonomes Fahren Edgar entscheidet

Von Edgar Schmidt Lesedauer: 2 min

Beim autonomen Fahren geht es nicht nur um Technik, sondern auch um die Frage, ob eine Maschine in kritischen Situationen über Leben und Tod entscheiden darf. Einen Ausweg aus diesem ethischen Dilemma hat die TU München nach eigenen Angaben mit einer neuen Software gefunden.

Die TUM will mit dem autonom fahrenden Forschungsfahrzeug Edgar ethisch entscheidende Algorithmen auf der Straße testen.
Die TUM will mit dem autonom fahrenden Forschungsfahrzeug Edgar ethisch entscheidende Algorithmen auf der Straße testen.
(Bild: TUM)

Bevor autonom fahrende Fahrzeuge flächendeckend auf den Straßen unterwegs sein können, muss nicht nur die Technik fehlerfrei funktionieren. Auch ethische Fragen spielen bei der Entwicklung von Algorithmen für die elek­tronischen Steuergeräte eine wichtige Rolle. So muss die Software mit unvorhersehbaren Situationen umgehen können und im Falle eines drohenden Unfalls die notwendigen Entscheidungen treffen.

Forschende der Technischen Universität München (TUM) haben nun erstmals einen ethischen Algorithmus entwickelt, der laut ihren Angaben das Risiko auf der Straße fair aufteilt. Dafür haben sie rund 2.000 Szenarien mit kritischen Situationen getestet, verteilt auf unterschiedliche Straßentypen und Gebiete wie Europa, die USA und China.

Maximilian Geißlinger, Wissenschaftler am Lehrstuhl für Fahrzeugtechnik, erklärt den Ansatz so: „Bislang wurden autonome Fahrzeuge im Falle einer ethischen Fragestellung immer vor die Entscheidung entweder/oder gestellt. Allerdings lässt sich der Straßenverkehr nicht in Schwarz und Weiß einteilen, sondern bedarf auch der Betrachtung der unzähligen Graustufen. Unser Algorithmus wägt verschiedene Risiken ab und trifft aus Tausenden möglichen Verhaltensweisen eine ethische Entscheidung – und das in Sekundenbruchteilen.“

Abwägung der Optionen

Die Rahmenbedingungen, an denen sich die Risikobewertung der Software orientiert, beinhaltet Grundsätze wie den Schutz schwächerer Verkehrsteilnehmer und die Aufteilung von Risiko im gesamten Straßenverkehr.

Im Zweifel soll sich das autonome Gefährt dank der neuen Software so lange zurückhalten, bis ein mögliches Risiko für alle akzeptabel ist. Aggressive Manöver vermeidet sie, gleichzeitig fällt das selbstständig fahrende Fahrzeug nicht eine Schockstarre und bremst abrupt ab. Ja und Nein spielen keine Rolle, es findet eine Abwägung statt, die viele Optionen beinhaltet.

Bisher hat die TUM den Algorithmus in Simulationen getestet. Künftig will sie ihn mit dem Forschungsfahrzeug „Edgar“ auf der Straße ausprobieren. Der Code, in den alle Erkenntnisse fließen, steht als Open Source zur Verfügung.

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