Studie zur Zukunft des Kfz-Gewerbes Es ist Zeit, jetzt zu handeln
Es gibt noch keinen Grund in Panik zu verfallen. Aber Kfz-Betriebe sollten jetzt handeln, um sich auf die Veränderungen einzustellen. Das zeigt die Studie „Beschäftigungseffekte im Kfz-Gewerbe 2030/2040“.

Es ist unbestritten: Das Kfz-Gewerbe steht vor tiefgreifenden Veränderungen – und das nicht nur wegen der Elektromobilität. Auch die Digitalisierung von Produkten und Geschäftsprozessen sowie veränderten Vertriebsmodelle führen zu einem grundlegenden Wandel im Kfz-Gewerbe.
Eine Studie, die die Landesagentur für neue Mobilitätslösungen und Automotive Baden-Württemberg (e-mobil BW) gemeinsam mit dem Landesverband des Kfz-Gewerbes Baden-Württemberg und der IG Metall Baden-Württemberg in Auftrag gegeben hat, zeigt nun erstmals detailliert, welche Effekte die Veränderungen auf die Beschäftigten im Kfz-Gewerbe haben und mit welchen Mitteln die Kfz-Betriebe und die Politik darauf reagieren können.
Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus, unterstrich bei der Vorstellung der Studie in einer Video-Grußbotschaft die Bedeutung dieser Untersuchung: „Mit 78.000 Beschäftigten in Baden-Württemberg und weit über 400.000 Mitarbeitenden in Deutschland ist das Kfz-Gewerbe ein zentraler Zweig unserer Wirtschaft. Deshalb ist es mir seit Beginn des Strategiedialogs Automobilwirtschaft BW ein wichtiges Anliegen, das Kfz-Gewerbe beim Transformationsprozess mitzunehmen und zu unterstützen. Die Studie verdeutlicht, welchen Handlungsbedarf die Kfz-Betriebe haben und welche Chancen sich durch den Wandel für sie ergeben.“
Die Studie, durchgeführt vom Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) und dem Institut für Automobilwirtschaft (IfA), prognostiziert sowohl deutschlandweit als auch in Baden-Württemberg einen starken Rückgang der Beschäftigtenzahlen im Kfz-Gewerbe in allen Bereichen und zugleich einen großen Fachkräftemangel. Als Haupttreiber nennt das Gutachten die Digitalisierung, die Elektrifizierung und veränderte Vertriebsmodelle. Wie sie vorgegangen sind und was die Ergebnisse im Einzelnen bedeuten, erläuterten die Studienmacher Franz Loogen, Geschäftsführer der Landesagentur e-mobil BW, Dr. Florian Herrmann (IAO) und Dr. Benedikt Maier (IfA).
Bei der Präsentation der Studie in Esslingen mit dabei waren Michael Ziegler, Präsident des Kfz-Gewerbes Baden-Württemberg, und Roman Zitzelsberger, Bezirksleiter der IG Metall Baden-Württemberg, die die Studie unterstützten, sowie Katja Gicklhorn von e-mobil. Ziegler betonte: „Die Transformation im Kraftfahrzeuggewerbe greift tiefer und weiter in die bisherigen Geschäftsmodelle ein, als alles bisher Dagewesene. Dennoch standen bislang häufig nur die Automobilhersteller im Fokus, wenn es darum ging, diesen Veränderungsprozess zu begleiten. Mit der Studie ändert sich das. Sie benennt Ursachen und skizziert Bewältigungsstrategien, mit denen sich Autohändler und Werkstätten dem revolutionären Wandel unserer Branche stellen können.“
Auch wenn der Prozess schleichend erfolge, müssten die Betriebe jetzt handeln und Strategien entwickeln, waren sich alle Beteiligten einig. „Der Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunft des Kfz-Gewerbes liegt im Kundenfokus. Den Betrieben muss es gelingen, sich den Bedürfnissen ihrer Kunden bei Kommunikation und Interaktion anzupassen. Zum Beispiel mittels digitaler Fahrzeug- und Kundendaten individuelle Services anzubieten oder neben dem Elektrofahrzeug auch die Installation der Wallbox und der PV-Anlage zu vermitteln“, betonte Loogen.
Die Vermittlung innovativer Mobilitätsdienstleistungen und Ladeinfrastruktur könne einen neuen Tätigkeitsschwerpunkt in Autohäusern darstellen, so Loogen weiter. Es gelte daher, sich über Zusatzleistungen und Beratungsservices vom Wettbewerb abzugrenzen. Dabei müssten bestehende Kundensegmente gesichert und neue erschlossen werden. Neue Kompetenzen seien gefragt und deshalb auch Veränderungen bei den Jobprofilen zu erwarten.
Unverzichtbar sei die stetige Weiterbildung der Mitarbeiter in allen Bereichen. Roman Zitzelsberger, IG Metall Baden-Württemberg, erläuterte: „Die vorliegende Studie zeigt, dass es dringend notwendig ist, alle von der Transformation betroffenen Segmente unter die Lupe zu nehmen. Kaum eine Teilbranche der Automobilwirtschaft steht so massiv unter Druck wie das Kfz-Handwerk. Unsere gemeinsame Initiative kam zum richtigen Zeitpunkt. Jetzt geht es darum, aus den Ergebnissen konkrete Maßnahmen für die Menschen und Betriebe abzuleiten.“
Unterstützungsangebote, wie insbesondere kleine und mittlere Unternehmen auf den Wandel reagieren und sich zukunftsfähig ausrichten können, bietet das Land Baden-Württemberg mit seiner Landeslotsenstelle Transformationswissen BW.
Gicklhorn stellte das kostenlose Angebot vor, das allen Betrieben offensteht, und warb für die Beratungsgutscheine, die die Unternehmen zusätzlich in Anspruch nehmen können. Darüber hinaus biete die Zukunftsinitiative Handwerk 2025 ergänzende Unterstützungsmaßnahmen für Handwerksbetriebe an, wie Personalberatung, Intensivberatung Strategie und Nachhaltigkeit, Erfahrungsaustausch und Werkstatt-Formate sowie Transfer- und Modellprojekte, erklärte Gicklhorn.
ZDK: Studie unterstreicht Relevanz des Kfz-Gewerbes
Dankbar für die umfangreiche Studie zeigte sich Dr. Kurt-Christian Scheel, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK). Mit ihr werde eine wichtige Grundlage geschaffen, um die Diskussion über die Rahmenbedingungen für die Zukunftsfähigkeit des Kfz-Gewerbes weiter vorantreiben zu können.
In einer Stellungnahme des ZDK unterstrich der Verband die Relevanz des Kfz-Gewerbes. Mit rund 36.600 Kfz-Betrieben, 435.000 Beschäftigten und 180 Milliarden Euro Jahresumsatz sei es eine tragende Säule der Automobilwirtschaft in Deutschland. Die Studie zeige, dass der schnelle Hochlauf der Elektromobilität, die Digitalisierung der Fahrzeuge und Services und die sich verändernden Geschäftsmodelle der Hersteller erhebliche Auswirkungen auf das Kfz-Gewerbe haben werden.
Nun müsse sich das Kfz-Gewerbe auf die künftigen Entwicklungen einstellen und die Chancen ergreifen, die die beschriebenen Entwicklungen bieten würden. Scheel: „Die Studie zeigt auf, welche politischen Rahmenbedingungen wichtig sind, damit die Betriebe die Auswirkungen der Transformation gut bewältigen können. Dazu gehören langfristig stabile Bedingungen für die Förderung der Elektromobilität, aber auch eine Perspektive für E-Fuels, um die Auswirkungen des Kfz-Bestands mit Verbrennungsmotoren auf das Klima verringern zu können. Ein zentrales Element für neue Geschäftsmodelle im Kfz-Gewerbe sind auch faire Regeln zum Zugang zu Daten. Schließlich kommt es darauf an, die oft mittelständischen und inhabergeführten Betriebe in der Transformation zu begleiten und zu unterstützen. Hierzu liefert die Studie gute Ansatzpunkte.“
Die Studie „Beschäftigungseffekte im Kfz Gewerbe 2030/2040“ der Landesagentur e-mobil BW steht kostenfrei unter „Publikationen, Studien und Broschüren“ (e-mobilbw.de) zur Verfügung.
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