Alternative Antriebe Kaum Chancen für Wasserstoff
Lange Zeit wurde die Brennstoffzelle als zukunftsträchtiger Energielieferant für Fahrzeugantriebe gehandelt. Noch immer gibt es Hersteller, die auf diese Technik setzen. Sie hat jedoch einen starken Konkurrenten.

Aktuelle Diskussionen rund um den Fahrzeugantrieb drehen sich derzeit vornehmlich darum, ob der batterieelektrische Antrieb künftig alle Anforderungen erfüllen kann oder ob wir zusätzlich E-Fuels und Verbrennungsmotoren brauchen, um die individuelle Mobilität umweltgerecht aufrechterhalten zu können.
Doch es gibt noch eine dritte Möglichkeit, den Antrieb mit Energie zu versorgen, die immer wieder ins Gespräch gebracht wird: die vor einigen Jahren noch hoch gelobte Brennstoffzelle. Hätten sich die Hersteller an ihre früheren Ankündigungen gehalten, wären bereits viele Autos auf der Straße, die mit Wasserstoff und Brennstoffzelle fahren. Doch nach vollmundigen Ankündigungen folgte meist nur eine magere Kleinserie – abgesehen von Toyota und Hyundai, die mit echten Serienfahrzeugen auf den Markt gekommen sind.
Aktuell hat BMW das Thema wieder in den Fokus gerückt. Die Bayern haben im Dezember 2022 die Produktion ihres Wasserstoff-Brennstoffzellen-SUVs „iX5 Hydrogen“ begonnen. Jetzt sind die ersten Modelle auf den Straßen unterwegs. Dabei handelt es sich jedoch noch um weniger als 100 Fahrzeuge, die im Flottenversuch und bei Endkunden zum Einsatz kommen sollen.
BMW bekennt sich zwar auch zum batterieelektrischen Antrieb; noch vor 2030 sollen mehr als die Hälfte der weltweiten Verkäufe vollelektrische Fahrzeuge sein. BMW-Chef Oliver Zipse betonte aber bei seiner Rede auf der BMW-Jahreskonferenz 2023 im März, dass die Mobilität der Zukunft neben dem batterieelektrischen Antrieb mindestens ein zweites Standbein brauche. „Für uns ergänzen wasserstoffelektrische Fahrzeuge die E-Mobilität auf sinnvolle Weise.“ Ein Serienangebot mit Brennstoffzellenfahrzeugen kann er sich jedoch erst in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts vorstellen.
H2-Transporter
An die Zukunft des Brennstoffzellenantriebs glaubt auch der Fahrzeugtuner ABT. Das Kemptener Unternehmen hat für die Entwicklung von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben eigens die ABT E-Line GmbH gegründet und setzt beim Thema Brennstoffzelle auf die Transporterklasse. Denn in der Expresslogistik seien beispielsweise Tagesetappen von 800 Kilometern üblich. Dafür wären laut Unternehmensangaben Batteriegrößen von 300 kWh nötig, um ohne zeitaufwendige Ladestopps auszukommen.
Solche Batterien seien aber kurz- und mittelfristig in der Transporterklasse nicht darstellbar. „Wir sehen deshalb in der Langstreckenlogistik einen sinnvollen Einsatzbereich der Wasserstoff-Brennstoffzelle“, sagt Eric Plekkepoel, CEO der ABT E-Line GmbH. ABT hatte zur IAA Transportation im September 2022 zwei serienmäßige E-Transporter mit einem Brennstoffzellenantrieb ausgerüstet. Das Antriebskonzept mit bis zu sieben Wasserstofftanks erlaubt laut ABT sogar gegenüber herkömmlichen Dieselmodellen ein Reichweitenplus von mehreren Hundert Kilometern. Das Interesse an diesen Fahrzeugen war auf der Messe so groß, dass das Unternehmen nun mit Partnern ein Serienmodell entwickeln will.
In der Transporterklasse setzt auch Stellantis auf die Brennstoffzelle – wie BMW zusätzlich zur Antriebsbatterie. Für den Konzern baut beispielsweise Opel den eigentlich batterieelektrischen Transporter Vivaro-e zu einem Brennstoffzellenfahrzeug um. Der Vivaro-e Hydrogen hat ein Plug-in-Brennstoffzellen-Konzept, bei dem eine 45-kW-Brennstoffzelle genug Leistung für längere Fahrten auf der Autobahn liefert. Beim Start oder Beschleunigen sowie bei der Höchstgeschwindigkeit unterstützt eine unter den Vordersitzen untergebrachte 10,5-kWh-Lithium-Ionen-Batterie die Brennstoffzelle, um Lastspitzen abzudecken. Dank der Plug-in-Möglichkeit lässt sich die Batterie bei Bedarf auch extern aufladen, sodass das Fahrzeug 50 Kilometer rein batterieelektrisch zurücklegen kann.
Nur wenige Fahrzeuge
Trotz unbestreitbarer Vorteile konnte sich die Brennstoffzelle bisher nicht durchsetzen. Im Jahr 2022 wurden in Deutschland laut Kraftfahrt-Bundesamt gerade einmal 835 Brennstoffzellenfahrzeuge neu auf die Straße gebracht. Der Bestand an Brennstoffzellenfahrzeugen betrug am 1. Januar 2023 insgesamt 2.141. In dieser Zahl sind sämtliche Fahrzeugkategorien enthalten, also Pkw, Lkw und Busse. Die rund 90 Wasserstofftankstellen in Deutschland könnten durchaus mehr Fahrzeuge versorgen.
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