Besondere Meisterausbildung in Darmstadt

Von Edgar Schmidt Lesedauer: 3 min

Die Meisterprüfung ist 2019 reformiert und an aktuelle Anforderungen angepasst worden. Wie sich die Vorbereitung auf diese Prüfung sehr praxisnah umsetzen lässt, zeigt die Kfz-Innung Darmstadt mit einem eher ungewöhnlichen Konzept.

Bei den Kursen zur Vorbereitung auf die Meisterprüfung setzt die Kfz-Innung Darmstadt auf Dozenten, die zudem noch aktiv in der Praxis arbeiten.
Bei den Kursen zur Vorbereitung auf die Meisterprüfung setzt die Kfz-Innung Darmstadt auf Dozenten, die zudem noch aktiv in der Praxis arbeiten.
(Bild: Kfz-Innung Darmstadt)

Immer mehr Kfz-Betriebe klagen darüber, dass sie Probleme haben, freie Stellen zu besetzen – insbesondere im Werkstattbereich fällt ihnen das zunehmend schwerer und betrifft Fach- und Führungskräfte gleichermaßen. Wer beispielsweise auf dem Jobportal „Joblift“ nach einer Stelle als Kfz-Meister sucht und bei der Ortswahl flexibel ist, bekommt 11.677 Jobangebote (Stand 19. Juni 2023).

Den offensichtlichen Fachkräftemangel kann eine Meisterschule zwar nicht direkt lösen, sie kann aber durch ihre Arbeit dazu beitragen, dass sich mehr gute Kfz-Mechatroniker die Weiterbildung zum Meister zutrauen. Dafür sind unter anderem folgende Faktoren wichtig: Praxis- und handwerkergerechte Schulungen für die Prüfungsvorbereitung, kurze Anreisewege für Meisterschüler, die die Weiterbildung berufsbegleitend machen müssen und möglichst niedrige Kosten. Denn noch immer ist es so, dass Meisterschüler für ihre Weiterbildung deutlich mehr zahlen müssen als die meisten Studenten für ihre Ausbildung zum Master.

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Solche Überlegung gab es auch in der Kfz-Innung Darmstadt, die mit ihren besonderen Vorbereitungskursen für die Meisterprüfung in Teil 1 und Teil 2 gleich mehrere mögliche „Hinderungsgründe“ von weiterbildungsinteressierten Kfz-Mechatronikern aus dem Weg räumen möchte. Die Kurse finden berufsbegleitend statt, damit die Teilnehmer während der Weiterbildung nicht als Fachkräfte in den Betrieben fehlen. Außerdem wird der Unterricht überwiegend von Dozenten gehalten, die mitten in der Berufspraxis stehen. Sie können dadurch einen sehr praxisgerechten und anschaulichen Unterricht halten. Service- und Werkstattleiter sind genauso an Bord wie Sachverständige, Kfz-Meister, Fahrwerksspezialisten sowie ein Rechtsanwalt und ein Wirtschaftsinformatiker.

20 Praktiker als Dozenten

Diese Form der Meistervorbereitung ist nur möglich, weil es die Darmstädter geschafft haben, einen Stamm von insgesamt 20 Dozenten für die Lehrtätigkeit zu begeistern. „In Bezug auf die Erwachsenenbildung sind die meisten von uns zwar Laien, aber wir wissen genau, welchen Bedarf unsere Meisterschüler haben, wie Kfz-Mechatroniker ticken und können unser Wissen dadurch sehr authentisch vermitteln“, erläutert Ulf Büning-Pfaue, der als Organisator und Dozent maßgeblich für die Gestaltung der Vorbereitungskurse verantwortlich ist. „Wir unterrichten aus der Praxis für die Praxis und das kommt bei unseren Meisterschülern gut an“, ergänzt er. Ein großer Teil seiner Organisationsarbeit besteht darin, die Schulungsinhalte der Dozenten aufeinander abzustimmen, damit die Meisterschüler verschiedene Themen nicht mehrfach und andere dafür gar nicht mitbekommen.

Organisiert wie ein Serviceprozess

„Unser Unterricht folgt dem Kundenkernprozess und ist damit auch ideal auf die neue Form der Meisterprüfung abgestimmt“, sagt Büning-Pfaue, der hauptberuflich Serviceleiter beim Autohaus Wiest & Söhne ist. Diese Arbeit hat ihn auch dazu motiviert, die Meistervorbereitungskurse ähnlich zu organisieren wie einen Serviceprozess. Denn die Meisterschule böte ja ihren Kunden, also den Meisterschülern, einen Service – den Unterricht – an. Dieser Service müsse von Experten, sprich den Dozenten, erbracht werden und am Ende müsse man die Kunden auch nach ihrer Zufriedenheit fragen. Dass sich diese Arbeit lohnt, zeigen die regelmäßig durchgeführten Umfragen zur Qualität des Unterrichts. Die meisten Dozenten erhalten durchweg gute Noten von den Meisterschülern.

Den neuen Rahmenlehrplan und die neue Meisterprüfungsverordnung halten die Verantwortlichen in der Kfz-Innung Darmstadt für einen richtigen Schritt hin zu mehr bedarfsorientiert ausgebildeten Kfz-Meistern. Denn Kfz-Meister müssten nicht mehr die besten Kfz-Mechatroniker und Diagnosespezialisten in einem Kfz-Betrieb sein, sondern die Führungskräfte, die Kfz-Werkstätten managen und Kunden beraten können.

Meisterprüfung mit Bildungspartnerschaften

Da eine kleine Kfz-Innung wie die in Darmstadt eine Meisterausbildung inklusive Prüfung nicht vollumfänglich leisten kann, haben sich die Darmstädter Bildungspartnerschaften gesucht. So haben sie beispielsweise die beiden Prüfungsteile für Teil 1 der Meisterprüfung, das heißt die Projektaufgabe und die Situationsaufgabe, an die Landesfachschule des Kfz-Gewerbes Hessen in Frankfurt und das BTZ in Weiterstadt ausgelagert. Das ist ein Garant dafür, dass die Meisterschüler ihre Weiterbildung auch sehr praxisorientiert abschließen können.

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Das Darmstädter Beispiel zeigt, dass auch kleine Innungen ihre Betriebe mit einem fundierten Weiterbildungsangebot unterstützen können. Die schlanke Organisation sorgt zudem dafür, dass die Innung die Meisterausbildung zu einem attraktiven Preis anbieten und auf diese Weise mehr Kfz-Mechatroniker ansprechen kann.

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