Euroskills 2023 Europas exzellenter Kfz-Nachwuchs

Von Johannes Büttner Lesedauer: 4 min

Der beste Kfz-Mechatroniker Europas für den Bereich Pkw kommt aus Litauen; bei den Nutzfahrzeugen ging die Goldmedaille nach Frankreich. Für das deutsche Kfz-Gewerbe brachte Manuel Schmied eine „Medallion for Excellence“ von den Euroskills 2023 mit nach Hause.

Manuel Schmied holte bei den Euroskills eine Exzellenz-Medaille für das deutsche Kfz-Gewerbe.
Manuel Schmied holte bei den Euroskills eine Exzellenz-Medaille für das deutsche Kfz-Gewerbe.
(Bild: Büttner – VCG)

Drei Tage lang haben sie knifflige Fehler diagnostiziert und repariert – und das unter ständiger Beobachtung und höchstem Zeitdruck: Manuel Schmied aus Niederbayern und Andreas Schuck aus Unterfranken vertraten das deutsche Kraftfahrzeuggewerbe in der ersten Septemberwoche bei der Europameisterschaft der Berufe Euroskills 2023 in Danzig (Polen).

Am Ende verpasste Manuel Schmied die Top Drei in der Kategorie „Automobile Technology“ (Skill 33, Kfz-Mechatroniker Pkw) nur ganz knapp und wurde für seine überdurchschnittlichen Leistungen mit einer Medallion for Excellence ausgezeichnet. Andreas Schuck landete im Skill 54 „Truck and Bus Technology“ (Kfz-Mechatroniker Nutzfahrzeuge) im Mittelfeld.

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Deutlich überdurchschnittliche Leistungen zeigten eigentlich aber so ziemlich alle der knapp 600 Nachwuchskräfte aus 32 Ländern, die sich in 42 verschiedenen Skills maßen. Schließlich hatten sie sich im Vorfeld als die Toptalente ihrer jeweiligen Nation für die Teilnahme an den Euroskills qualifiziert.

Der Beste der besten Pkw-Spezialisten war am Ende Mykolas Laurinavicius aus Litauen. Er holte an den vier verschiedenen Wettbewerbsstationen die meisten Punkte und setzte sich damit gegen 16 internationale Mitbewerber durch. Auf dem Silberrang folgten punktgleich der Österreicher Elias Krißmer sowie der Däne Jeppe Praestiin Mikkelsen.

Die vier Stationen prüften die Kompetenzen in den Bereichen Motormechanik, Motormanagement, Fahrwerk und Lenkung einschließlich Assistenzsystemen sowie Elektrik einschließlich Hochvolt-Technik. Die Teilnehmer hatten dabei unter den Augen eines Experten jeweils verschiedene Teilaufgaben zu lösen. Wettbewerbssprache war Englisch.

Exzellenz-Medaille für Deutschland

Zusätzlich zu den drei Podestplätzen erhalten bei den Euroskills alle weiteren Teilnehmer eine Exzellenzmedaille, die mindestens 700 Punkte verbuchen können. Zu diesem erlesenen Kreis zählte in Danzig auch der deutsche Kfz-Mechatroniker Manuel Schmied. Der Bayer lieferte von Anfang bis Ende eine souveräne Leistung ab. „Ich bin mit meiner Leistung zufrieden. Zu welchem Ergebnis das am Ende reicht, kann ich nicht abschätzen“, zog er unmittelbar nach der letzten Station eine erste Bilanz.

Dass er nicht jedem Fehler auf die Spur kam, ist keine Schande, sondern im Gegenteil normal. Die Aufgaben sind nämlich so schwierig gestaltet, dass sie in der Kürze der Zeit kaum komplett lösbar sind. Nur auf diese Weise sei es möglich, unter den Toptalenten die Crème de la Crème herauszufiltern, erläutert der deutsche Experte und Bundestrainer Jörg Stotz.

Mit dem Niveau einer praktischen Gesellenprüfung ist ein internationaler Wettbewerb demzufolge nicht zu vergleichen. Wie es in Relation zu einer Meisterprüfung ausschaut, wird Manuel Schmied in einigen Monaten einschätzen können. Einen Tag nach dem Ende der Euroskills startete er nämlich in Passau eine Weiterbildung zum Meister im Kfz-Techniker-Handwerk.

Wettbewerb der Bus- und Lkw-Spezialisten

Bei den Nutzfahrzeugspezialisten stellten sich acht Teilnehmer dem Wettbewerb. Am Ende hatte Lucas Ianni aus Frankreich die Nase vorn. Er konnte vor Fabio Bossart (Schweiz) und Emil Didriksson (Schweden) den Titel des Europameisters erringen. In dieser Disziplin galt es, fünf Aufgabestellungen in jeweils zweieinhalb Stunden zu bearbeiten. Die Themengebiete lauteten hier Motormechanik, Motormanagement, Bremssystem, Lenkung und Federung sowie Elektrik.

Andreas Schuck hatte etwas Pech bei der Auslosung des Zeitplans: Gleich drei dieser Aufgaben musste er am ersten Tag bewältigen, sodass er zwischendurch kaum Verschnaufpausen hatte. Zudem war die Arbeit an den Trucks von Renault für ihn etwas ungewohnt. Zwar hatte er im Vorfeld mit seinem Trainer, dem deutschen Experten Thomas Holzmann, an solchen Fahrzeugen geübt. Damit ließ sich aber nicht ganz kompensieren, dass er während seiner Ausbildung in der Würzburger Daimler-Niederlassung naturgemäß auf Mercedes-Nutzfahrzeuge spezialisiert war.

Trotzdem hat er jede Menge Erfahrungen mit nach Hause genommen: Die einmalige Atmosphäre von Eröffnungs- und Schlussfeier, der Austausch mit Kollegen aus ganz Europa sowie das Teamgefühl in der deutschen Nationalmannschaft haben ihn begeistert. Dieses deutsche Team war generell erfolgreich: Die 30 Spitzenfachkräfte holten fünf Gold-, neun Silber- eine Bronze sowie acht Exzellenzmedaillen. Gold gewann unter anderem der Land- und Baumaschinenmechatroniker Tim Damerius, Silber der Fahrzeuglackierer Johannes Brandl.

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Das Kfz-Gewerbe vor Ort

Für sie alle gilt außerdem, was ZDK-Geschäftsführerin Birgit Behrens und der Vorsitzende des Berufsbildungsausschusses als Fazit zogen: „Im Prinzip sind hier alle Teilnehmer Gewinner, wenn die Besten aus ganz Europa antreten, um den Allerbesten zu ermitteln.“

Die beiden waren für ein paar Tage nach Danzig gereist, um die Teilnehmer des deutschen Kfz-Gewerbes anzufeuern und ihnen ihre Wertschätzung zu zeigen. Zur Fan-Delegation gehören außerdem zwei junge Männer, die den Druck der Wettkampfsituation bestens kennen. Stefan Mißbach, Sieger der Worldskills 2022, und Tobias Zander, Gewinner einer Exzellenz-Medaille bei den Euroskills 2021, verfolgten live vor Ort, wie sich ihre Nachfolger schlugen.

Eine gemeinsame Botschaft hatte die deutsche Delegation schließlich an alle jungen Kfz-Mechatronikerinnen und -Mechatroniker: „Bewerbt euch für eine Teilnahme an internationalen Wettbewerben. Wir sind immer auf der Suche nach talentierten und motivierten Nachwuchskräften.“

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