Restomods Moderne Klassiker

Von Von Edgar Schmidt

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Außen möglichst nah am Original, aber unterm Blech aktuelle Technik: Das sind sogenannte Restomods. Was vielen Restauratoren die Tränen in die Augen treibt, fasziniert Liebhaber alter Formen und moderner Technik.

Opel hat mit dem Manta GSe einen faszinierenden Restomod gebaut.
Opel hat mit dem Manta GSe einen faszinierenden Restomod gebaut.
(Bild: Opel Automobile)

Für die einen ist es eine große Sünde am automobilen Kulturgut, für die anderen eine wichtige und richtige Entwicklung: die sogenannten Restomods. Das Kunstwort aus „Resto“ (für Restaurierung) und „Mod“ (für moderne Technik) beschreibt eine noch relativ junge Restaurierungswelle, bei der die Karosserie von Klassikern möglichst nah am ursprünglichen Erscheinungsbild bleiben soll, unter dem Blech aber modernste Technik verbaut wird. Aktuell bekommen solche Fahrzeuge oft einen elektrischen Antrieb. Letztlich ist es vielfach eine Kombination aus Restaurierung und Tuning, mit dem die Unternehmen die Klassiker ummodeln. Beliebt sind in der Szene zum Beispiel Oldtimer von Jaguar und Porsche, aber auch der VW Käfer hat es vielen Unternehmen angetan.

Doch auch Autohersteller springen immer wieder auf den Zug auf. Ein prominentes Beispiel, das für viel Aufmerksamkeit gesorgt hat, ist der Restomod-Manta von Opel. Der Hersteller hat einen der beliebtesten Opel-Oldtimer, einen ursprünglich orangeroten Manta aus dem Jahr 1974, in ein modernes E-Auto umfunktioniert, in einen Manta GSe.

Verfechtern der klassischen Restaurierungskunst treibt eine solche Aktion sicher Tränen in die Augen, Fans von klassischen Formen und moderner Technik klatschen dagegen begeistert Beifall. Denn dieser Manta ist ein Wagen aus erster Hand, der zwar durchaus Gebrauchsspuren hatte, aber nach Angaben von Opel insgesamt noch gut in Schuss und – vor allem – unrestau­riert war. Solche Fahrzeuge sind bei Restauratoren sehr beliebt, weil sie unverfälscht eine Geschichte erzählen können, weil man bei solchen Fahrzeugen den Grundgedanken der Restaurierung, nämlich Kulturgut möglichst originalgetreu zu erhalten, perfekt umsetzen kann.

 Großer Aufwand 

Bei Opel stand dagegen eher das Marketing im Vordergrund. Konnte der Hersteller mit einem auf E-Antrieb umgebauten Manta doch gut Werbung für die gerade laufende E-Offensive machen. Und so taten sich die Classic-Experten der Rüsselsheimer und die Marketingabteilung zusammen und bauten aus dem 50 Jahre alten Klassiker ein elek­trisch und emissionsfrei fahrendes Auto, das trotzdem die Emotionen vieler Fans anspricht. Der Aufwand dafür war durchaus groß.

Beispielsweise hatte die Erstbesitzerin für ihren Manta A ein Automatik-Getriebe gewählt. Dieses war technisch zwar noch immer in Ordnung, aber es war eher eine Seltenheit für einen Manta der Siebziger. Das Opel-Team wollte das klassische Viergang-Getriebe für den elektrifizierten Restomod, wie es seinerzeit millionenfach verbaut wurde. Also konstruierten die Techniker eine Adapterplatte, mit der sich das Opel-Getriebe mit einer größeren Kupplung verbinden ließ. Zudem brauchten sie noch eine längere Kardanwelle, die sich im Teileregal von Opel Classic fand.

Das Fahrwerk legten die Ingenieure laut Unternehmensangaben vorn straff und hinten etwas weicher aus, damit der Wagen immer genügend Traktion an der Hinterhand hat. Denn die Wahl beim Antrieb fiel auf einen 108 kW/147 PS starken Synchronmotor, der den elektrifizierten Restomod zum stärksten Manta aller Zeiten macht (wenn man Tuning- und Rennsportversionen aus der Betrachtung ausklammert). Für ein gute Traktion und einen niedrigen Schwerpunkt bauten die Opelaner die 31-kWh- Lithium-Ionen-Batterie im Kofferraum so weit vorne wie möglich ein. Trotzdem könnten laut Opel in dem Wagen weiterhin vier Erwachsene reisen und der Gepäckraum reiche weiterhin für einen zweiwöchigen Urlaub.

Durch die höhere Leistung musste auch die Bremsanlage angepasst werden. Deshalb bekam die Vorderachse größere Bremsen und an der Hinterachse bauten die Techniker die Anlage von Trommel- auf Scheibenbremsen um.

 Überarbeiteter Innenraum 

Auch den Innenraum modelte Opel um. Denn die original Manta A-Sitze von damals hatten keine Kopfstützen. Daher bekam der GSe neue Recaro-Sitze. Die passten nicht so ohne Weiteres hinein und mussten in der Konzept-Werkstatt – wie viele der neuen Komponenten – für den Umbau quasi maßgeschneidert werden. Den neuen neongelben Lack bekam das Coupé in der Opel-Service-Werkstatt übrigens erst, als der Wagen bereits elektrifiziert und vom TÜV abgenommen war.

Laut Opel wiegt der Manta nach dem Umbau insgesamt 1.137 Kilogramm – 175 mehr als das Original, aber immer noch deutlich weniger als viele moderne Autos mit Verbrennungsmotor. Bei normaler Fahrweise soll der GSe auf 200 Kilometer Reichweite kommen, bei etwas zurückhaltendem Fahrstil auch darüber hinaus.

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Auch beim Fahren wollte Opel nicht auf traditionelle Elemente verzichten. Der Motor wird – wie damals – über den Zündschlüssel gestartet. Dann hat der Fahrer die Wahl, ob er den vierten Gang einlegt und einfach losfährt. Das Drehmoment des E-Motors sei hoch genug, um die ganze Fahrt in einer Übersetzung abzuspulen. Oder aber der Pilot fährt Manta, wie anno dazumal und schaltet sauber durch die vier Gänge des Opel-Getriebes. Die Spitzengeschwindigkeit ist allerdings auf 150 km/h begrenzt. Seinen Zweck, nämlich Werbung für Opel zu machen, hat das Modell damit sicherlich erfüllt und Upcycling ist auch eine Form von Umweltschutz.

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